Können Tiere Angst durch Geruch wahrnehmen?

Es ist klar, dass sich Angst unter Tieren bemerkbar macht, aber kann die Angst durch Geruch wahrgenommen werden? Wir werden es überprüfen.
Können Tiere Angst durch Geruch wahrnehmen?
Ana Díaz Maqueda

Geschrieben und geprüft von der Biologin Ana Díaz Maqueda.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Die Fähigkeit, Angst durch Geruch wahrzunehmen, ist sehr gut bei jenen Tieren beschrieben, die auch Stress und Angst erleben können. Diese Arten erzeugen chemische Warnsignale, die durch endokrine oder immunologische Variationen zu Verhaltensänderungen führen können.

Diese Veränderungen können sowohl bei dem Tier selbst als auch bei einem anderen Tier derselben Spezies auftreten.

Könnte ein Raubtier also die Angst seiner Beute riechen? Wenn wir uns auf die vorhergehende Aussage beziehen, wäre es für ein Tier nicht möglich, die Angst eines Lebewesens einer anderen Spezies wahrzunehmen.

Die Verhaltensänderungen, die ein Tier bei Angst erfährt, können jedoch von Lebewesen einer anderen Spezies erkannt werden, wenn dieses Tier weiß, wie sich die betreffende Spezies verhält, wenn sie Angst hat.

Die Geruchssysteme

Bei Wirbeltieren, wenn auch nicht bei allen, gibt es zwei verschiedene Geruchssysteme. Auf der einen Seite gibt es das Hauptgeruchsystem, das für die bewusste Erkennung volatiler Moleküle in der Luft verantwortlich ist. Zum Beispiel den Geruch einer Blume, von Kaffee, Gewürzen, den Körpergeruch von Tieren usw.

Wenn wir diese Partikel direkt riechen, atmen wir sie ein. Diese Partikel sammeln sich an den Geruchsrezeptoren in den Nasenlöchern und die Information gelangt ins Gehirn. Emotionale Zustände wie Angst können normalerweise keine geruchsbeladenen Moleküle erzeugen.

Auf der anderen Seite gibt es das akzessorische Geruchssystem, das sogenannte Jacobson-Organ. Dieses Organ befindet sich oberhalb des weichen Gaumens des Mundes, unterhalb der Nasenhöhle. Hier werden hochspezifische Geruchsmoleküle detektiert und diese Information wird durch den Riechkolben weitergeleitet.

Gazellen

Die Riechnerven sowohl des Haupt- als auch des Nebensystems leiten die Informationen zum limbischen System, dem Teil des Gehirns, der für die Wahrnehmung und emotionale Reaktion zuständig ist.

Dieses akzessorische Geruchssystem erkennt keine Luftmoleküle. Es ist eigentlich dazu gedacht, die Informationen nicht volatiler Pheromone zu “lesen”.

Pheromone sind kommunikative chemische Substanzen, die Informationen über Territorium, Aggression und Fortpflanzung übermitteln.

Ist es möglich, Angst durch Geruch wahrzunehmen?

Die Rolle, die das akzessorische Geruchssystem in der sozialen Kommunikation spielt, könnte vermuten lassen, dass Angst über den Geruch übermittelt werden kann.

Das liegt daran, dass die erfassten Substanzen im limbischen System verarbeitet und ausgewertet werden, dessen primäres Organ die Amygdala ist. Diese Struktur ist dafür verantwortlich, Angst wahrzunehmen und auf sie zu reagieren.

Auf der anderen Seite findet laut Studien eine Kommunikation über Pheromone ausschließlich zwischen Angehörigen der gleichen Art statt. Aufgrund dieser Tatsache ist es daher nicht möglich, dass Tiere die Angst einer anderen Spezies über das akzessorische Geruchssystem wahrzunehmen können.

Daher vermutet man, dass das Angstgefühl, das ein Tier wahrnehmen kann, mehr von den Verhaltensmustern abhängt, die durch die Geruchssignale vermittelt werden.

Zum Beispiel sind bei Pferden optische und akustische Reize die wichtigsten Auslöser von Verhaltensreaktionen, obwohl Pferde zu den Tieren mit dem besten Geruchssinn gehören.

Wenn ein ängstlicher Mensch ein Pferd reitet, erkennt das Pferd bereits aufgrund der Körperhaltung des Reiters, dass dieser Angst hat. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass das Pferd nicht auf dessen Befehle reagiert. Denn diese sind bei ängstlichen Menschen meist abrupt und das Pferd hat bereits aus vorherigen Situationen gelernt.

Angst durch Geruch wahrnehmen

Tiere können die Angst ihrer Artgenossen riechen

In verschiedenen Studien mit Vögeln, Mollusken oder Gliederfüßern kommt man zu dem Schluss, dass sich Angst nach der Wahrnehmung bestimmter Chemikalien bemerkbar machen kann.

Bei einigen Arten von Meeresschnecken setzt Angst bestimmte Substanzen frei. Wenn ein Individuum angegriffen und verletzt wird, werden dadurch die Artgenossen gewarnt, die daraufhin normalerweise fliehen oder sich verstecken. Dasselbe geschieht bei mehreren Krebsarten.

Obwohl es immer noch Diskussionen darüber gibt, ob Vögel riechen können oder nicht, wurde bei einer Vogelart herausgefunden, dass die Küken eine stark riechende Substanz erbrechen, wenn sie Angst haben. Dies wiederum alarmiert die Eltern, welche sich daraufhin dem Nest nicht mehr nähern, um sich selber zu schützen.

Können Tiere nun also Angst durch den Geruch wahrnehmen?

Es gibt eine Angstwahrnehmung zwischen den Individuen. Allerdings ist es nicht wahrscheinlich, dass dies durch den Geruch geschieht, sondern durch bestimmte Verhaltensweisen.

Andere Studien haben versucht, die Geruchswahrnehmung von Cortisol nachzuweisen, eines in Angstsituationen freigesetzten Stresshormons. Allerdings erzielten sie keine Ergebnisse, die darauf schließen lassen oder die die Fähigkeit zum Erkennen von Cortisol über den Geruch belegen.


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