Die Rotfeuerfisch-Invasion: Der neue Bewohner des Mittelmeers

Der Rotfeuerfisch ist die erste exotische Art, die in die Korallenriffe des Atlantischen Ozeans eindringt und sich mit einer in der Meeresgeschichte noch nie dagewesenen Geschwindigkeit vermehrt. Und jetzt herrscht eine Rotfeuerfisch-Invasion, die das Meeressystem des Mittelmeers bedroht.
Die Rotfeuerfisch-Invasion: Der neue Bewohner des Mittelmeers
Luz Eduviges Thomas-Romero

Geschrieben und geprüft von der Biochemikerin Luz Eduviges Thomas-Romero.

Letzte Aktualisierung: 22. März 2023

Der Rotfeuerfisch (Pterois miles) gehört zur Gattung der giftigen Fische Pterois und stammt aus dem Indio-Pazifik. Vielleicht kennst du diese Art auch unter anderen Namen wie Zebrafisch oder Feuerfisch. Seine charakteristischen roten, weißen und schwarzen Streifen sollen potenzielle Räuber abschrecken. Gleichzeitig hat er auffällige Brust- und Seitenflossen mit scharfen, sehr giftigen Stacheln. Es gab bereits im Atlantik eine Rotfeuerfisch-Invasion und jetzt ist auch das Mittelmeer davon bedroht.

Weiterhin ist erwähnenswert, dass die Gattung Pterois insgesamt 12 Arten umfasst, von denen Pterois radiata, Pterois volitans und Pterois miles am häufigsten untersucht werden. Darüber hinaus sind die Arten dieser Gattung aufgrund ihres exotischen, attraktiven Aussehens sehr beliebte Aquarienfische.

In welchem Gebiet ist dieser Raubfisch heimisch?

Der Rotfeuerfisch lebt in Küstengewässern mit einer Tiefe zwischen 2 und 80 Metern. In seinem Heimatgebiet im Indischen Ozean ist dieses Tier sehr verbreitet. In der Tat kannst du Rotfeuerfische überall entlang der Küste Ostafrikas von Somalia bis Port Alfred, Südafrika, beobachten.

Darüber hinaus findest du sie auch von Südafrika bis zum Roten Meer und ebenso im Persischen Golf. Und auch im Osten bis nach Sumatra, Java und Bali. Der Rotfeuerfisch lebt im westlichen und zentralen Pazifik sowie in Westaustralien.

Rotfeuerfisch - Taucher

Der Rotfeuerfisch, ein sehr erfolgreicher Eindringling

Du solltest wissen, dass diese Spezies in ihrer Heimatregion nicht besonders häufig vorkommt. Allerdings konnte sie sich im Atlantik ausgesprochen erfolgreich vermehren, seit sie in diese Gewässer gelangte.

Tatsächlich kann man von einer regelrechten Invasion sprechen. Die Wahrheit ist, dass die Einführung dieser Art zu einer der bis heute schnellsten und ökologisch schädlichsten marinen Invasionen geführt hat. Um herauszufinden, woher diese Eindringlinge ursprünglich stammen, haben Forsche verschiedene Studien zu ihrer genetischen Vielfalt durchgeführt.

Aufgrund ihrer Untersuchungen kamen sie zu dem Schluss, dass diese Rotfeuerfische ursprünglich aus einer kleinen Population im Südosten der Vereinigten Staaten stammen.

Im Westatlantik hat sich der Rotfeuerfisch zum dominierenden Raubfisch der Korallenriffe entwickelt. Dies hatte massive Auswirkungen auf die dort heimischen Fische. Experten schätzen, dass das Erscheinen des Rotfeuerfisches dazu geführt hat, in nur zwei Jahren die Gesamtpopulation von über 40 verschiedenen Arten zu verringern.

Warum ist der Rotfeuerfisch ein so erfolgreicher Eindringling?

Experten zufolge ist der dramatische Erfolg des Rotfeuerfisches als Eindringling das Ergebnis einer Kombination verschiedener Faktoren:

  • Zuerst einmal sind Rotfeuerfische generalistische Fleischfresser und können sich von einer Vielzahl von Fischen und Krebstieren ernähren.
  • Die Weibchen laichen während des gesamten Jahres alle vier Tage und produzieren jährlich etwa 2 Millionen gelatineartige schwimmende Eier. Darüber hinaus sind diese Eier planktonisch und bewegen sich mit der Meeresströmung fort. Daher können sie sehr lange Strecken zurücklegen.
  • Diese Art erreicht sehr früh die Geschlechtsreife. Daher beginnen Feuerfische schon frühzeitig mit der Fortpflanzung. Außerdem verfügen sie über sehr wirksame physische und Verhaltensabwehrmechanismen gegen Raubtiere. Besonders erwähnenswert sind ihre bedrohlich wirkenden und sehr giftigen Stacheln. Diese Eigenschaft verleiht Rotfeuerfischen eine bemerkenswerte Resistenz gegen Ektoparasiten.
  • Ihre natürlichen Fressfeinde sind häufig durch Überfischung dezimiert oder bedroht.
  • Und letztendlich hat sich ihre “neue” Beute in dem Gebiet, in welches die Rotfeuerfische eingedrungen sind, noch nicht an ihre Anwesenheit angepasst. Daher haben sie als effektive Raubtiere einen enormen Vorteil.

Haben Rotfeuerfisch nun auch das Mittelmeer erreicht?

Bisher gab es nur vereinzelte Berichte über Rotfeuerfische im westlichen Mittelmeerraum. In der Tat glauben Experten, dass ungünstige ozeanographische Bedingungen die Verbreitung ihrer Eier begrenzten.

Allerdings scheint sich in den letzten 5 Jahren die Gefahr einer Rotfeuerfisch-Invasion im Mittelmeer zu materialisieren. Denn immer häufiger werden Rotfeuerfische (Pterois miles) in den Küstengewässern Südzyperns gesichtet.

Aber die Invasion exotischer Arten ist nicht die einzige Bedrohung für die Ökosysteme des Mittelmeeres. Tatsächlich gibt es mehrere Bedrohungen, einschließlich Überfischung und Klimawandel. Die Wassertemperaturen im Mittelmeer steigen permanent an und es treten vermehrt invasive Arten auf. Beide Faktoren führen zu Veränderungen in der marinen Lebensgemeinschaft und zu Tropikalisierungs-Phänomenen.

Derzeit gibt es im Mittelmeer mehr als 1.000 exotische Spezies. Von diesen Arten sind die meisten thermophile Arten, die über den Suezkanal in das östliche Becken gelangt sind. Die jüngste Verbreiterung dieses Kanals sowie die Erwärmung der Meeresoberfläche sind Umstände, die die Ansiedlung des Rotfeuerfisches in dieser Nische begünstigen.

Abschließende Gedanken über diese Invasion

Das Mittelmeer ist ein wichtiges Reservoir ozeanischer Vielfalt, in dem rund 17.000 Arten leben. Die Auswirkungen des Rotfeuerfisches als invasive Art hängen mit der Veränderung des Lebensraums und einer Abnahme der lokalen Artenvielfalt zusammen.

Aufgrund seiner hohen Beutetätigkeit reduziert der Rotfeuerfisch die Abundanz und Wiederbesiedlung der einheimischen Biota. Experten müssen die sozioökonomischen Auswirkungen noch vollständig abschätzen. Eines steht jedoch fest: Der Mensch hat maßgeblich zur Ausbreitung von invasiven Arten beigetragen.


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